Fledermäuse in Julianenhof

 

Im Land Brandenburg leben 17 verschiedene Fledermausarten. 15 kommen allein davon im Naturpark Märkische Schweiz (NP) vor. 12 Arten konnten in den Gebäudequartieren des Fledermausmuseums in Julianenhof nachgewiesen werden!

   
Fledermäuse im Naturpark Märkische Schweiz 
Fledermausart Nachgewiesene Quartiere im NP Quartiertypen In Julianenhof
1 Wasserfledermaus S / W / Wo B W
2 Fransenfledermaus W B W
3 Großes Mausohr W D W
4 Abendsegler S / Wo B
5 Kleiner Abendsegler S B
6 Breitflügelfledermaus S / W / Wo D W / S
7 Zwergfledermaus S / Wo A S / Wo
8 Rauhautfledermaus S / Wo B / D S / Wo
9 Braunes Langohr S / W / Wo B W / S
10 Graues Langohr W D W
11 Mopsfledermaus W B W
12 Große Bartfledermaus S / Wo D S / Wo
13 Zweifarbfledermaus S / W A
14 Bechsteinfledermaus W B W
15 Mückenfledermaus S D S / Wo
 

S: Sommerquartiere

Wo: Wochenstuben

W: Winterquartier

B: Baumhöhlen, auch Fledermauskästen

D: Dachboden

A: Außenfassade

SPEISEPLAN DER FLEDERMÄUSE IN JULIANENHOF

 

Alle einheimischen Fledermausarten ernähren sich von Insekten oder anderen Gliedertieren wie Spinnen, doch haben die einzelnen Arten unterschiedliche Lieblingsspeisen. Jede Art hat also nicht nur spezielle Ansprüche an die Lebensräume sondern auch an das Nahrungs- angebot. Diese Ansprüche müssen erfüllt werden, damit jede Art ihre ökologische Nische realisieren kann. Im folgenden werden die Speisepläne der bisher in Julianenhof neun nachgewiesenen Arten kurz vorgestellt.

Texte von Benjamin Nitsche (Dipl. Biologe), Fotos von Eckhard Grimmberger

 

Große Bartfledermaus (Myotis brandtii)

Große Bartfledermaus

Große Bartfledermaus (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Die Große Bartfledermaus jagt hauptsächlich in nicht zu dichten Wäldern, an Waldrändern und über Waldgewässern. So verschwinden die auf dem Dachboden des Fledermausmuseums vorkommenden Großen Bartfledermäuse bei ihren nächtlichen Sommerausflügen auch sofort in das angrenzende Waldstück, welches "Hölle" genannt wird. Sie ist ein schneller und wendiger Flieger. Sie erbeutet ihre Nahrung im Flug und zum Teil auch direkt von der Pflanzenoberfläche ("foliage gleaning"). Ihr Speiseplan besteht aus Schmetterlingen, Zweiflüglern und Spinnen.

 

Der Ministerpräsident Matthias Platzeck hatte die Schirmherrschaft für die Wochenstube der Großen Bartfledermaus im Internationalen Fledermausmuseum Julianenhof vom 1. Mai bis 31. August 2011 übernommen!

 

Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)

Wasserfledermaus

Wasserfledermaus (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Die Wasserfledermaus jagt mit durchschnittlich ungefähr 16-23 km/h dicht über der Wasseroberfläche; häufig in 10-30 cm Höhe, manchmal aber auch bis zu 2 m aufsteigend. Sie bevorzugen ruhige, glatte Wasseroberflächen ohne viel Entengrütze oder sonstigen Wasservegetation, weil sie so ihre Beute am Besten findet. Eine Wasserfledermaus kann pro Nacht bis zu ca. 200 km Wegstrecke zurücklegen und wh. bis über 3000 Mücken erbeuten. Ihr Speiseplan besteht hauptsächlich aus Zweiflügler (häufig Zuckmücken), Köcherfliegen, Netzflüglern, Schnabelkerfe und Schmetterlingen.

 

Fransenfledermaus (Myotis nattereri)

Fransenfledermaus

Fransenfledermaus (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Die Fransenfledermaus jagt im Wald, über Gewässer aber auch über Landwirtschaftsflächen. Dabei ist sie darauf spezialisiert ihre Nahrung hauptsächlich von der Vegetation direkt aufzunehmen ("foliage gleaning"). Die Fransenfledermaus fliegt niedrig (ca. 1-4 m hoch), relativ langsam mit z.T. schwirrenden Flügelschlag und ist auf engen Raum sehr manövrierfähig. Ihr Speiseplan besteht aus vorwiegend Spinnen, Zweiflüglern, Schmetterlingen und Käfern.

 

 

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)

Breitflügelfledermaus

Breitflügelfledermaus (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Die Breitflügelfledermaus jagt im langsamen Flug (in der Regel 15 km/h) und in großen, kreisenden Bahnen in einer Höhe von ca. 3-15 m Höhe an Wald- und Stadträndern, über Gärten oder Müllplätzen sowie um Straßenlaternen herum. Zum Teil fliegt sie auch dicht über den Boden. Ihr Speiseplan besteht aus Käfern (vor allem Dungkäfer, Mai- und Junikäfern aber auch Laufkäfern), Maulwurfsgrillen, Schmetterlingen und Zweiflüglern.

 

 

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

Zwergfledermaus (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Die Zwergfledermaus ist ein schneller und wendiger Flieger, die ihre Jagd in Höhen von ungefähr 2-6 m vollzieht. Dabei fliegt sie um die 16 km/h auf kreis- oder ellipsenförmigen Flugbahnen in Gärten, an Waldrändern, um Laternen sowie über Teichen. Die Zwergfledermaus fliegt früh nach Sonnenuntergang aus und man kann sie daher bei ihrer Jagdstreifzügen mit ihren häufigen Sturzflügen schön beobachten. So fliegen auch regelmäßig Zwergfledermäuse auf dem Hofgelände des Museums. Das Jagdgebiet der Zwergfledermäuse liegt in der Regel nur 1-2 km vom Sommerquartier entfernt. Ihr Speiseplan besteht aus ausschließlich Fluginsekten, und von denen hauptsächlich Mücken aber auch aus kleinen Käfern, Köcherfliegen und Schmetterlingen.

 

Braunes Langohr (Plecotus auritus)

Braunes Langohr (Plecotus auritus)

Braunes Langohr (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Das Braune Langohr fliegt in einer gauckelnden Art langsam und in niedriger Höhe. Außerdem kann sie rütteln also mehr oder weniger in der Luft auf der Stelle verweilen und ist auf engstem Raum sehr geschickt. Das Braune Langohr fängt ihre Beute sowohl im freien Luftraum, als auch durch direktes Aufnehmen von der Vegetationsoberfläche ("foliage gleaning"). Neben der Echoortung kann das Braune Langohr dank ihrer großen Ohren Geräusche ihrer Beutetiere wahrnehmen und so diese besser aufspüren. Die Beute wird oft auch an Fraßplätzen verspeist, wo man dann z.B. Flügelreste vorfindet. Ihr Speiseplan besteht aus hauptsächlich Schmetterlingen, Zweiflüglern, Ohrwürmern und Spinnen.

 

Graue Langohr (Plecotus austriacus)

Graue Langohr (Plecotus austriacus)

Graues Langohr (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Das Graue Langohr ähnelt dem Braunem Langohr nicht nur äußerlich sehr stark, sondern fliegt und erbeutet ihre Nahrung in der gleichen Art und Weise. Selbst ihr Speiseplan ist dem des Braunen Langohrs sehr ähnlich doch scheint das Graue Langohr etwas spezialisierter zu sein. Ihr Speiseplan besteht aus hauptsächlich Schmetterlingen und von denen besonders mittelgroße bis große Eulen, Zweiflüglern und Käfern wie z.B. Maikäfer.

 

 

Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)

Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)

Mopsfledermaus (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Die Mopsfledermaus ist eine besonders bedrohte Art und gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht. Im Eiskeller sowie einmalig auf dem Dachboden des Fledermausmuseums konnten im Winter Mopsfledermäuse nachgewiesen werden. Sie ist ein schneller und gewandter Flieger, die dicht über Baumkronen an Waldrändern oder in Gärten nach Fluginsekten jagt. Dabei ist sie betreffend ihrer Nahrung ein echter Spezialist, denn ihr Speiseplan besteht aus bis zu ca. 99% Kleinschmetterlinge und von denen vorwiegend Zünsler sowie Bärenspinner, die alle mit einem Hörorgan (Tympanalorgan) ausgestattet sind. Diese Schmetterlinge sind dadurch in der Lage die Ultraschallaute der Fledermäuse zu hören und entsprechend ihren Jägern in der Regel zu entkommen, doch keiner bzw. kaum einer entkommt der Mopsfledermaus!

 

Großes Mausohr (Myotis myotis)

Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)

Großes Mausohr (Foto: Benjamin Nitsche; zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Der Neuling unter den in Julianenhof vorkommenden Fledermausarten ist die größte einheimische Art. Ihre Körpergröße beträgt ungefähr 6,5 bis 8 cm und sie hat eine Flügelspannweite von ca. 40 cm. Das Große Mausohr wurde im Winter 2011 erstmalig im Eiskeller auf dem Museumsgelände nachgewiesen. Sie jagt im verhältnismäßig langsamen Flug (15-35 km/h) meist dicht über den Boden (1 - 2 m). Dabei sind ihr Kopf und ihre Ohren nach unten gerichtet. Der Speiseplan vom Großen Mausohr besteht hauptsächlich aus bodenlebenden Gliedertieren, wie Hundertfüßern, Spinnen oder Käferlarven. Am liebsten mag sie aber Laufkäfer, und speziell den Großlaufkäfer. Das Große Mausohr stürzt sich auf ihre Beute sobald sie diese geortet hat, packt sie sich in ihr Maul und hebt wieder vom Boden ab. Verspeist wird die Beute dann entweder an einem Hangplatz oder in Flug auf sog. "Ruheschleifen" in Höhen von ungefähr 5-10 m.

 

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

Bechsteinfledermaus (Foto: Eckhard Grimmberger; zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Im Januar 2013 wurde im Eiskeller auf dem Museumsgelände erstmalig, die auf der Roten Liste Brandenburg vom Aussterben bedrohte Bechsteinfledermaus im Winterquartier nachgewiesen. Die Körpergröße der mittelgroßen heimischen Art beträgt ungefähr 4,5 bis 5,5 cm. Sie hat eine Flügelspannweite von 25 bis 30 cm. Wie auch Langohrfledermäuse haben Bechsteinfledermäuse sehr breite Flügel, so dass sie sehr geschickt auf engstem Raum manövrieren können. Sie sind echte Waldfledermäuse. Es muss schon unter dem Blätterdach des Waldes stockfinster sein, bevor Bechsteinfledermäuse aus ihren Tagesschlafquartieren zur nächtlichen Insektenjagd ausfliegen. Dabei erjagen sie nicht nur Fluginsekten, wie die meisten anderen heimischen Fledermausarten. Bechsteinfledermäuse beherrschen den Rüttelflug, das heißt, sie können an einer Stelle in der Luft stehen bleiben und so die Krabbelgeräusche ihrer Beutetiere wahrnehmen. Somit sind sie in der Lage, die auf Blättern und am Boden ruhenden Insekten, sowie Spinnen und Raupen abzusammeln.

 

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

Mückenfledermaus (Foto: Eckhard Grimmberger; zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Die etwa blaumeisengroße Mückenfledermaus wurde erst im Jahr 2000 als selbstständige Art erkannt und somit von der Zwergfledermaus unterschieden. Sie jagt vorwiegend Mücken in feuchten Laub- und Mischwäldern, sowie über stehenden und langsam fließenden Gewässern. In ihren Flug- und Nahrungsmerkmalen ist sie der Zwergfledermaus sehr ähnlich. In den Sommerquartieren in Spaltenquartieren von Einzelgehöften, Stammrissen und auch Fledermauskästen bringt die Mückenfledermaus ihre Jungen (Zwillinge) zur Welt.

(Text: Juliane Koszinski)

 

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)

Rauhautfledermaus (Foto: Eckhard Grimmberger; zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Die etwa 5 bis 6 cm große Rauhautfledermaus hat eine Spannweite von bis zu 25cm. Sie ist ein schneller, wendiger Jäger von Mücken und anderen Flugsinsekten im lichten Wald, an Schneisen und über Gewässern. Nachdem sie in ihren Sommerquartieren in Brandenburg ihre Jungen (Zwillinge) aufgezogen haben, wandern sie für ihre Winterquartiere bis zu 1000km in wärmere Gegenden (Süddeutschland, Niederlande, Frankreich etc.) weiter.

(Text: Juliane Koszinski)

Wenn Sie mehr Informationen zu den Beutetieren haben wollen, dann können Sie sich folgende Datei herunterladen: Beutetiere der Fledermäuse

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